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Ochtrup,

Ein Blick in die Vergangenheit: Schneechaos 2005

Rheine. Gestern vor exakt vor 10 Jahren, befand sich ein Hoch mit nasskalter Luft über Norddeutschland, zeitgleich bildete sich ein Tief über den Nordmeer. Beim Zusammentreffen dieser beiden Wetterlagen entwickelte sich das Tief zu einem Sturm und extrem nasser Schnee fiel im Münsterland. Die Folgen dieses Schneefalls ließen nicht lange auf sich warten und führten zu einer Katastrophe: Bäume und Strommasten knickten unter der Last ein, der Strom fiel in einer Vielzahl von Gemeinden des Münsterlandes aus.

Für den THW Ortsverband Rheine begann ein Großeinsatz und die Helfer aus Rheine stellten sich einer Vielzahl von Aufgaben: Auf der Autobahn 31 zwischen Heek und Ochtrup lag eine Hochspannungsleitung auf der Fahrbahn. Das Dilemma: Die Leitung war die einzige Leitung die mehrere Gemeinden versorgte. Hätte man die Leitung abgeschaltet, säßen noch mehr Haushalte im Dunkeln. Mit der Leitung unter Strom war die Autobahn unpassierbar und der Verkehr staute sich in beiden Fahrtrichtungen kilometerweit. Eingeschlossen und eingeschneit waren mehr als 1400 PKW, 350 LKW sowie mehrere Reisebusse. Hier war unsere 1. Bergung im Einsatz und versorgte die festsitzenden Personen und schleppte die Fahrzeuge frei. Nach mehreren Unfällen auf der A1 waren unserer Zugtrupp und unsere 2. Bergung mit dem gleichen Auftrag im Einsatz, erinnerte sich der Jugendbetreuer Thomas Kutscha, damals Kraftfahrer der zweiten Bergung.

Auch wenn der Strom in Rheine nur kurzzeitig Ausfiel, war auch der Ortsverband Rheine indirekt länger von dem Schneechaos betroffen. Zugtruppführer Christoph Wiesmann erinnert sich noch lebhaft daran, dass er eigentlich Fahrzeuge auf der B54 abzuschleppen sollte. Seine erste Einsatzstelle war jedoch unterwartet: Der Schnee vor der Garage verhinderte erstmal, dass er zur Unterkunft kam und so verpasste er die Abfahrt. So erging es vielen Helfern in Rheine, welche sich erstmal den Weg zur Unterkunft regelrecht erkämpfen mussten. Unsere Helfer kommen nicht nur aus Rheine selbst, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden. Schnell fiel die Entscheidung, diese Helfer aufgrund der teilweise nicht passierbaren Straßen nicht zu alarmieren. Eine Entscheidung Ortsbeauftragter Bernhard Heeke sofort wieder treffen würde, den so Heeke weiter „Unser höchstes Gut ist die Gesundheit unserer Helfer und die setzten wir nicht leichtfertig aufs Spiel!“. Trotz dieser Schwierigkeiten waren mehr als 50 Helfer aus Rheine im Einsatz.

Nachdem in der ersten Phase die Rettung von eingeschlossenen im Vordergrund stand, zeigte sich schnell, dass der Strom auch über eine längere Zeit hindurch nicht wiederhergestellt werden kann und eine zweite Phase des Einsatzes bevorstand. Mehr als 200.000 Menschen in 25 Gemeinden waren ohne Strom. In den Gemeinden wurden Notunterkünfte eingerichtet und durch das THW mit Strom versorgt. Unser Stromerzeuger wurde nach Nordwalde geschickt und versorgte dort eine Unterkunft. Unser Feldkochherd war in Horstmar im Einsatz, alleine der Transport zum Einsatzort selbst dauerte aufgrund der Straßenverhältnisse mehrere Stunden. Eine Herkulesaufgabe, die trotz dieser Rahmenbedingungen schnell und zuverlässig erledigt werden musste, so Dirk Dickmänken, verantwortlicher Zugführer für diesen Einsatz. Aus ganz Deutschland wurden vom THW und anderen Organisationen Notstromaggregate zusammengezogen und ins Münsterland geschickt. Ebenso machten sich alle verfügbaren Mitarbeiter der Energiekonzerne auf den Weg, um die Stromleitungen im Münsterland zu reparieren. In den folgenden Tagen konnten die ersten Gemeinden wieder mit Strom versorgt werden. Schwieriger war die Situation unter anderem in Ochtrup, das über mehrere Tage von Notstromaggregaten versorgt werden musste. Ein weiterer Einsatzschwerpunkt war die Versorgung von Bauernhöfen mit Strom, da ohne Strom die Lüftungen in den Ställen ausfielen und die Tiere zu verenden drohten. Dies betraf insbesondere Schweinemastbetriebe, aber auch Milchbauern standen vor einem Problem: Ohne Strom keine Melkmaschine, jedoch sind die Kühe auf das regelmäßige Melken mit der Maschine angewiesen, hier konnte nicht einfach auf „Handbetrieb“ umgestellt werden. Durch die schnelle Hilfe aus ganz Deutschland konnte jedoch den Bauern geholfen und eine zweite Katastrophe verhindert werden.

Noch heute berichten Helfern aus ganz Deutschland, wenn man auf Lehrgängen zusammenkommt und sich als Münsterländer outet, von den Einsätzen und Erlebnissen im November 2005, so Paul Wehry Ausbildungsbeauftragter des Ortsverbands Rheine. Die Bandbreite der Erinnerungen reicht hierbei von Großstädtern die, nachdem der Stromerzeuger lief und die Versorgung der Tiere sichergestellt war, zum ersten Mal in ihrem Leben einen Stall von Innen sahen und listet unzähligen Beispielen von Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft in Zeiten der Not. Die Helfer aus Rheine erinnern sich gerne und häufig an diesen Großeinsatz. Heute, in Zeiten der Flüchtlingskrise sind solche regionalen Großeinsätze aktueller denn je. Auch hier sind die Helfer aus Rheine an einer Vielzahl von Einsätzen beteiligt. Heute, am Jahrestag sind wir übrigens wieder im Einsatz.








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